Bühnenlicht


Diese Anleitung wendet sich ganz exziplit an Amateurbühnen mit kleinem Budget und/oder mit Spielstätten ohne oder magerer Infrastruktur.

Diese unseligen Saaldecken-Klappen

Man trifft sie leider immer noch an, diese Säle und Turnhallen mit einer mit vier Scheinwerfern bestückten Saaldeckenklappe genau vor der Bühnenmitte und ein paar Flutern an der Bühnendecke. Natürlich darf das übliche Farbrad nicht fehlen, obwohl Farbe nur in ganz seltenen Ausnahmefällen von vorne eingesetzt werden sollte.

Mit einem solchen Equipment ist es äusserst schwierig eine Theateraufführung vernünftig zu beleuchten. Ganz abgesehen davon, riskiert der bedauernswerte Bühnentechniker jedes Mal sein Leben, wenn er in fünf oder sechs Metern Höhe auf einer Leiter Einstellungen an den Scheinwerfern vornehmen muss.

Hier möchte ich ein paar Tipps geben, wie mit wenig Aufwand eine Verbesserung erzielt werden kann.

Lichtsteueranlage aufbauen

Das erste Glied in der Kette ist das Lichtsteuerpult oder ein PC/Notebook mit der entsprechenden Software.
Dieses Steuergerät wird über eine DMX-Schnittstelle mittels einem entsprechenden DMX-Kabel mit dem Dimmerpack verbunden.
Der Dimmer setzt das DMX-Steuersignal in eine Starkstromregelung um. Von hier aus werden die Lampen direkt mit einer variablen Spannung von 0...230V gespiesen.
Es können maximal soviele Scheinwerfer an das Dimmerpack angeschlossen werden, als dieses Leistung zur Verfügung stellt. Bei einem Dimmerpack mit 6 Kanälen à 10 Ampère stehen pro Kanal max. 2.3 KW zur Verfügung. Es können also pro Kanal max. 4 Lampen à 500 Watt oder 2 Lampen à 1000 Watt angeschlossen werden.
Reicht diese Leistung nicht aus, können über die Buchsen DMX-Out und DMX-In, weitere Dimmerpacks hintereinander geschaltet werden. Es können bis zu 30 DMX Empfänger (Dimmer, Scanner) hintereinander geschaltet werden. Beim letzten Empfänger muss ein Abschlusswiderstand in die DMX-Out Buchse gesteckt werden.

Einleuchten

Scheinwerferpositionen bestimmen

Zum Thema Lichttechnik gibt es tonnenweise Informationen im Internet und in entsprechenden Fachbüchern. Diese sind jedoch meistens von Profis für Profis verfasst und hauptsächlich auf Disco und Musikshows ausgerichtet. Für viele Amateurbühnen ist es schwierig in der Flut von Informationen das für sie wichtige herauszupicken.
Diese Seite richtet sich bewusst an Amateurbühnen, denen nur schlecht ausgestattete Spielstätten zur Verfügung stehen, oder die mit einem Aufführungsort ohne jegliche Beleuchtungstechnik konfrontiert sind. Sie will Möglichkeiten aufzeigen, wie mit relativ kleinem Aufwand, mit etwas Mut und Fantasie eine Verbesserung beim Beleuchten von Amateurtheateraufführungen erreicht werden kann. Wer sich vertieft mit der Materie befassen möchte, den verweise ich auf die entsprechende Fachliteratur.

Gemeindesäle, wie man sie zu Hauf antrifft

Diese Skizze zeigt vereinfacht eine in Gemeindesälen häufig anzutreffende Infrastruktur. Am absolut ungünstigst zu findenden Standort die unseelige Deckenklappe mit den 3 Profilscheinwerfern. An der Bühnendecke die üblichen symetrischen Fluter. Wenn man Glück hat, sind am hintersten Zug wenigstens asymetrische Fluter installiert.
Mit einer derartigen Beleuchtungseinrichtung lässt sich eine Theateraufführung nur mit Zusatzinstallationen einigermassen vernünftig beleuchten. Am wichtigsten scheint mir, links und rechts im Saal Auffhängevorrichtungen für Scheinwerfer anzubringen. Warum dies so wichtig ist, versuche ich anhand der folgenden Skizzen kurz zu erläutern.

Der ideale Lichteinfallswinkel

Der ideale Lichteinfallswinkel wird dann erreicht, wenn die Lichteinfallsrichtung und die Beobachtungsrichtung, sowohl vertikal, wie auch seitlich, einen Winkel von 45 Grad bilden. Werden Szenen und Objekte nur direkt von vorne beleuchtet, wirken sie flach, es fehlen Schatten und Konturen. Durch den schrägen Einfallswinkel des Vorderlichts erhalten Personen und Objekte Plastizität und räumliche Tiefe.

Zurück zu unserem Gemeindesaal

Die Bedingung über die Lichteinfallsrichtung können die Scheinwerfer in der Deckenklappe nur vertikal erfüllen. Um auch die Bedingungen für die seitlichen Einfallswinkel zu erfüllen, müssen zusätzlich Scheinwerfer an der linken und rechten Saalseite installiert werden. Die Wahl der Scheinwerfer richtet sich nach der Einsatzdistanz und natürlich dem Budget. Mehr dazu...
Am idealsten ist es, wenn die Konstruktion der Saaldecke die Montage von Laststangen ermöglicht. In Gesprächen mit den Verantwortlichen kann unter Umständen erreicht werden, dass zumindest Verankerungen an der Decke angebracht werden, an denen bei Bedarf die Laststangen befestigt werden können. Idealerweise könnten im gleichen Aufwasch bei den Verankerungen auch gleich noch Versatzdosen installiert werden.
Der Einsatz von Stativen im Zuschauerraum ist etwas problematisch. Es muss sichergestellt werden, dass die Stative nicht im Bewegungsstrom der Zuschauer stehen. Zudem müssen Stative immer gegen Umfallen gesichert sein. Eine denkbare Variante ist auch die temporäre Montage von senkrechten Rohren oder von Truss-Elementen an den Seitenwänden des Saales. Eine weitere Möglichkeit ist die Montage von Wandschwenkarmen, wenn es die Gemeinde denn zulässt. Mit etwas Fantasie lassen sich an den meisten Orten zusätzliche Scheinwerferpositionen realisieren. Allein mit dieser Massnahme haben wir bereits eine wesentliche Verbesserung erreicht.

Gehen wir einen Schritt weiter

Sofern es das Budget zulässt, gehen wir noch einen Schritt weiter. Wir entfernen die symetrischen Fluter an den Zügen im Bühnenraum und ersetzen diese durch 500W Fresnelscheinwerfer. Diese positionieren wir am Zug direkt hinter dem Bühnenportal. Damit wir den Hintergrund gleichmässig ausleuchten können, ersetzen wir die symetrischen Fluter am hintersten Zug durch asymetrische. Wenn wir Glück haben, hängen dort bereits asymetrische Fluter. Die freiwerdenden Versatzdosen können wir für die neuen Fresnelscheinwerfer nutzen. Nun haben wir die Infrastruktur um ein vernünftiges Grund- und Spielzonenlicht einzurichten.

Grund- und Spielzonenlicht

Als erstes teilen wir die Bühne in einzelne Spielzonen. Im nachfolgenden Beispiel sind es deren sechs. Als nächstes leuchten wir jede Spielzone einzeln mit jeweils zwei Scheinwerfern aus. Dabei berücksichtigen wir, wie vorgängig beschrieben, den optimalen Lichteinfallswinkel von 45 Grad. Natürlich handelt es sich bei den 45 Grad um einen theoretischen Wert. Meist muss man Kompromisse eingehen. Vor allem bei den äussersten Scheinwerfer ist es, wie die untenstehende Skizze zeigt, oft schwierig. Ein Einfallswinkel zwischen 30 und 60 Grad kann aber durchaus noch als optimal bezeichnet werden. Beim Einleuchten muss unbedingt darauf geachtet werden, dass sich die Lichtkegel über der Personenhöhe grosszügig überlappen. Wenn wir dabei sorgfältig vorgehen sind "Beleuchtungs-Löcher" praktisch ausgeschlossen.

Durch das oben beschriebene Grundlicht, in Verbindung mit einer durch die asymentrischen Fluter erreichten gleichmässigen Ausleuchtung des Hintergrundes, erhalten wir ein sehr plastisches Personenlicht. Auch die meisten Lichtstimmungen und Szenenlichter können aus diesem Grundlicht heraus bedient werden.