In Laienaufführungen von sogenannten Volksstücken wird oft mit Kulissen, Hintergrundprospekten und Ausstattungen vom Brunnen mit echt laufendem Wasser, über Öfen mit echtem Feuer, bis zu lebenden Tieren mit grossem Aufwand die Handlung zugunsten des Bühnenbildes in den Hintergrund gedrängt. Der Zuschauer ist dauernd beschäftigt mit dem Betrachten der überladenen Szenerie. Dies muss nicht unbedingt ein Nachteil sein, treten so doch die schauspielerischen Unzulänglichkeiten der Darsteller weniger zu Tage.
Ganz anders das andere Extrem. Der Zuschauer wird durch nichts abgelenkt, die Darsteller sind dauernd im Focus des Zuschauers. Hier ist absolute Bühnenpräsenz gefordert. Eine Anforderung, welcher nur wenige Laiendarsteller gewachsen sind.
Im Globe Theater in London war die Verwendung von Kulissen nicht möglich. Hier spielte William Shakespeare seine Stücke, trotz der vielen Schauplätze, stehts in der gleichen neutralen Szenerie, also sozusagen in einem leeren Raum. Damit sich die Zuschauer über den Schauplatz und das Geschehen im klaren waren, wurden Bretter mit den Schauplätzen beschriftet ("Eine Strasse in Venedig", "die Hauptstadt von Cypern" usw) und auf die Bühne gestellt. Daher stammt wohl auch die meist falsch gedeutete Redewendung "Bretter die die Welt bedeuten".
Ich empfehle, am Anfang einer Inszenierung immer vom leeren Raum auszugehen. Dann wird sukzessive nur das absolut
Die begeisterten Reaktionen der Zuschauer und der Presse zeigten, dass eine Inszenierung in einem leeren Raum funktioniert. Sie zeigen auch, dass die menschliche Fantasie in der Lage ist, aufgrund von ein paar wenigen Hinweisen einen kompletten Schauplatz im Kopf entstehen zu lassen. Ich wage auch zu behaupten, dass keine zwei Zuschauer den gleichen Schauplatz erlebt haben. Vergleichen lässt sich dieses Phänomen mit einem guten Buch. Hier ist die Fantasie des Lesers jedoch noch stärker gefordert. Neben den Schauplätzen produziert die Fantasie des Lesers auch Bilder von den Romanfiguren. Auch hier ist es so, keine zwei Leser haben die gleichen Bilder im Kopf. Wenn nun die Leser eines Romans dessen Verfilmung ansehen, sind die meisten enttäuscht. Enttäuscht deshalb, weil sie nun die Bilder sehen, die der Fantasie des Filmregisseurs entsprungen sind und nicht mehr die, während der Lekture enstandenen, eigenen Bilder.
Daraus wage ich abzuleiten, je mehr ich dem Zuschauer als gegeben vorsetze, desto stärker schränke ich seine Fantasie ein und desto kleiner ist sein Genuss an der Aufführung.
Kleiderschichten von unterschiedlicher Dicke und Material übereinander angezogen werden.
Mit Kulissenvorsätzen kann mit wenig Aufwand, ohne Umbau und sehr schnell ein Schauplatzwechsel realisiert werden. Erst wird ein Rahmen, wie vorgängig beschrieben, hergestellt (im Bild gelb). Anschliessend wird unten eine Profilleiste aus Holz, Kunstoff oder Alu zur Aufnahme des Kulissenvorsatzes montiert (im Bild rechts blau). Oben wird eine Stiftschraube in den Holzrahmen geschraubt. Der Vorsatz selber ist eine bemalte Sperrholzplatte, wie wir sie für die Beplankung verwendet haben. Oben an der Vorsatzplatte befestigen wir Metallwinkel mit Loch, oder Bilderhaken (im Bild lins blau). Anstelle von Winkel oder Haken, kann man oben am Kulissenelement und an der Vorsatzplatte Klettpunkte anbringen. Um nun den Schauplatz zu verändern, wird der Kulissenvorsatz unten in die Profilleiste und oben in den Stift eingeführt bzw. mit den Klettpunkten fixiert.
In der Telari-Bühne der frühen Renaissance wurde die Idee wieder aufgegriffen. Die Telari-Bühne bestand aus einem Prospekt im Hintergrund und bemalten Periakten auf beiden Bühnenseiten. Zwischen den einzelnen Periakten bestand ein Abstand für die Auf- und Abgänge der Akteure.
Heute erleben die Periakten bei den Raimundspielen 2006 in Gutenberg eine Renaissance. Bei Ferdinand Raimunds Zauberspiel „Die gefesselte Phantasie“ werden Periakten in Kombination mit Projektionen eingesetzt.
Diese dreieckigen Kulissenelemente erlauben auch Amateurbühnen das unkomplizierte Inszenieren von Theaterstücken mit mehreren Bühnenbildern.
Impressum
|
Links
| Kontakt
Datenschutzerklärung
2023 © Harry Sturzenegger